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Felsrettungsprüfung - ein Erfahrungsbericht

Nach umfangreichen SAN-Lehrgängen, dem schönen Anwärter-Wochenende im März, der großen Komplexübung im Mai, Arbeitsübung der Bereitschaft am Rauenstein, zig Diensten in Rathen und dem Sommercamp im Bielatal, wo wir uns den letzten Schliff vor der Prüfung holten und die Prüflinge anderer Bereitschaften kennen lernten, war im September das große Ereignis gekommen: Prüfung Felsrettung.

Das Verhältnis Ausbilder zu Prüflingen war etwa 1:1 und die Stimmung entsprechend familiär, als wir am Freitagabend anreisten um noch am selben Tag die Theorieprüfung abzulegen: Die Fragen, teilweise zum Ankreuzen, teilweise zum ausführlichen Beantworten, betrafen Medizin, Funk, Organisation und Technik. Die Bögen wurden sogleich ausgewertet und das positive Ergebnis sofort verkündet.

Zittau schickte zwei Prüflinge, Großenhain und Meißen je einen und mit uns Dresdnern waren wir zu acht. Per Los wurden zwei Gruppen zu je vier Anwärtern gewählt, denen jeweils zwei Prüfer zugeordnet wurden, die ihre Gruppe an allen Stationen der praktischen Prüfung begleiten und beurteilen sollten. Der Zufall wollte es, dass in jede Gruppe je zwei Dresdner und ein Zittauer gelost wurden, also eine gerechte Verteilung vorlag.

Am Samstag war Stationsbetrieb. Insgesamt mussten absolviert und jeweils bestanden werden:

  • Aufnahme eines Patienten im Hängesitz und Überseilen des Knotens mit Halterbund nach Seilverlängerung (Einzelprüfung)

  • Klettertest (Einzelprüfung)

  • Behelfsmäßige Bergung (Einzelprüfung)

  • Orientierung mit Kompass nach Marschrichtungszahlen (Einzelprüfung)

  • Spaltenbergung (Gruppenprüfung)

  • Transport eines Patienten über Schlucht mit Seilbahn (Gruppenprüfung)

Dabei war die Reihenfolge für beide Gruppen unterschiedlich.

Mit diesem Programm waren wir bei untypisch schönem Wetter fast zwölf Stunden beschäftigt. Dementsprechend war die körperliche und konzentrationsmäßige Verfassung an der jeweils letzten Station. Mit Sonnenuntergang kletterte ich als letzter unserer Gruppe den Vorstiegsweg der Kletterprüfung und war zu dem Zeitpunkt schon froh, dass dieser nicht schwerer als V war. Die anderen „durften“ zur gleichen Zeit noch an ihrer Seilbahn bauen, mussten also noch mal ungleich mehr mobilisieren.

Am Ende waren aber alle Stationen bestanden und wir erhielten noch mal einige gute und ernst gemeinte Hinweise für den Sonntag. Dort sollten wir uns noch mal steigern und eben diese Hinweise umsetzen. 

Schon im Finsteren erhielten wir dann noch den Auftrag, unsere Dienstbereitschaft für den kommenden Tag herzustellen, also Material ausfassen, Rucksäcke packen und Mannschaft organisieren.

Am nächsten Morgen hatten beide Gruppen „Dienst“ und erhielten auch prompt eine Einsatzalarmierung: Jeweils eine verunglückte junge Frau im Bereich des Bielablicks sollte gerettet werden.

Schwerpunkt der Prüfung hier war die medizinische Versorgung, Einsatzorganisation, Funk, Kommunikation untereinander und die Beherrschung der Technik des Abseilens mit Korbtrage und der Bergung im schweren Gelände.

Bei uns in Gruppe 1 lief es ziemlich gut: Während einer als Einsatzleiter (Hutmann) den Kontakt zur Leitstelle hielt und gleichzeitig unsere Arbeit organisierte, übernahmen zwei andere die Patientenversorgung und ich bereitete schon mal die Abseilpiste vor. Zusammen war das einigermaßen zügig aufgebaut und so verloren wir nicht viel Zeit bis zum eigentlichen Abseilen an einer idealen 50-Meter-Wand.

Unten angekommen war der weitere Weg mittels Absperrbändern markiert. Es galt noch etwa 60 Meter Transport im schweren Gelände über eine 2,5-Meter hohe-Steilstufe hinweg zu bewältigen. Einer betreute weiterhin unsere Patientin, zwei von uns bauten oben alles ab und mit dem abgezogenen Seilen baute ich die beiden Fixpunkte zum Sichern des weiteren Transports vor. Als die beiden mit einem „zufällig“ gefundenen freiwilligen Helfer am Wandfuß ankamen, konnte es sogleich weitergehen. Kurze Zeit später erreichten wir den Weg, an dem der Notarzt schon wartete und die weitere Versorgung der Patientin übernommen hat. Nach fast drei Stunden Einsatzzeit wurde die Übung für beendet erklärt.

Die anschließende Manöverkritik unserer Prüfer fiel recht positiv aus. Besonders die konsequente und durchdachte Betreuung unserer Patientin beeindruckte unsere Medizinprüfer. Auch hatten wir die angesprochenen Hinweise gut umgesetzt und uns noch mal gegenüber dem Vortag ordentlich gesteigert.

Wir bauten noch alles ab und als sich das Ergebnis „Prüfung bestanden“ abzeichnete, ließ die innere Anspannung auch langsam nach.

Zurück in der SBB-Hütte erfuhren wir dann, dass die andere Gruppe auch komplett bestanden hatte. Das Ergebnis wurde nun auch offiziell verkündet und wir erhielten unsere Dienstabzeichen.

Anhand der herzlichen Gratulationen spürten wir, die Erwartungen an uns erfüllt zu haben. Wir danken allen für das in uns gesetzte Vertrauen und die vielen Mühen, die unsere Ausbildung mit sich brachte.

Ein Bericht von Stephan Roth