Medizinisches Wochenende bei der Bergwacht Dresden
Die Bergwacht Dresden trainiert für eine professionelle medizinische Versorgung.
Sonntagmorgen in Porschdorf in der Sächsischen Schweiz: Normalerweise geht es hier wohl recht geruhsam zu. Zwitschernde Vögel begrüßen den neuen Tag und die ersten Frühblüher recken sich der Märzsonne entgegen. Heute aber herrscht Hektik - gleich vier schwere Unfälle im Aktivhof Porschdorf!
Zum Glück sind ca. 30 BergretterInnen anwesend und das Ganze ist nur eine Übung! Vor jeder Saison organisiert das engagierte ärztliche Fachpersonal aus der Bergwachtbereitschaft Dresden das „Medizinische Wochenende“. Zwei Tage lang wiederholen und üben wir rund ums Thema medizinischer Notfall im Gebirge. Vom Mückenstich bis zur Reanimation ist alles dabei. Der Fokus liegt dabei auf praktischen Übungen. Vom KV Dresden und aus
bestimmten Kliniken bekommen wir abgelaufenes Material, sodass wir die Übungen mit echtem Material durchführen können, ohne massenweise Ressourcen zu verschwenden. Das ist ein großes Glück für uns, denn im stressigen Ernstfall ist es extrem wichtig, dass wir gut vertraut sind mit allen medizinischen Handgriffen.
Am Samstag wiederholen wir ein bisschen Theorie, üben Reanimationen, Umlagerungstechniken und ärztliche Assistenzmaßnahmen. Denn ggf. müssen wir als BergrettterInnen dem medizinischem Fachpersonal beispielsweise Medikamente anreichen oder eine Infusion vorbereiten. Am Sonntag geht es dann richtig zur Sache: 6 erfahrene
Mitarbeiter von der realistischen Notfalldarstellung unterstützen uns als Mimen, d.h. sie stellen als SchauspielerInnen realistische Verletzungsszenarien nach. In 3er-Gruppen aufgeteilt müssen wir als kleines Einsatzteam diese Szenarien möglichst professionell bewältigen.
Als wir in den ersten Raum hineinkommen liegt eine Frau stöhnend am Boden. Ein Stock ragt aus ihrer Wade und ihr Mann rennt hysterisch im Kreis. Wir kümmern uns um die Frau, verbinden ihre Wunde, organisieren eine Abtransport. Ihr Mann wird beruhigt und der später auftauchende, aufdringliche „Reporter“ abgewimmelt. Das könnte ein echter Bergwachteinsatz sein, abgesehen von dem Stockbett, auf dem eine Ärztin sitzt und unser
Vorgehen genau beobachtet. “Die medizinische Versorgung war gut, an eurer Kommunikation in Team müsst ihr noch arbeiten.“ lautet ihr Urteil. Das lief doch ganz gut. Ausführlich besprechen wir das Fallbeispiel und diskutieren Verbesserungspotential. Heute dürfen wir noch Fehler machen, denn alles was schief geht, merkt sich besser. Im Ernstfall soll dann alles fehlerfrei klappen.
In den anderen Räumen warten noch ein abgestürzter Kletterer, eine vergiftete Wanderin und ein Herr mit Herzinfarkt auf uns. Alle Patienten werden gut versorgt. Zum Teil kommen Puppen zum Einsatz um invasive Maßnahmen wie Intubation oder Reanimationen nachzustellen. Am Ende des Tages sind wir ganz schön geschafft und können gerade noch der Nachmittagssonne entgegen blinzeln. Mal wieder geht ein lehrreiches Wochenende zu
Ende. Hauptsächlich ging es darum unser vorhandenes Wissen zu festigen und die bekannten Abläufe zu trainieren, sodass wir mit stressigen Situationen souverän umgehen können. Das ist gut gelungen und unser Dank geht vor allem an Rico und Susi für die Organisation. Ab Ostern starten wir dann gut vorbereitet in die neue Dienstsaison.
Ein Beitrag von Sandra Krause