Wer übt so fleißig Tag und Nacht? Es sind die Anwärter der Bergwacht!
Ein ausführlicher Erlebnisbericht ...
Gemeinsam mit unseren Ausbilder*innen Sebastian, Max, Lisa und Jost verbrachten wir ein lustiges und lehrreiches Mai-Wochenende im Bielatal. Schneidermeister Sebastian hatte ein Ausbildungsprogramm perfekt auf uns zugeschnitten. Es gab mehrere Stationen, bei denen wir genau das üben konnten, was wir brauchten, genug Zeit hatten alles (wirklich alles) zu hinterfragen und sogar noch fällige Testate absolvieren konnten. In der Vorbereitung entstand ein Mitfahr- und Transportplan für Mensch und Material, der so kompliziert war, dass bei mir Zweifel aufkamen, ob ein Logistikstudium nicht doch die nützlichere Ausbildung gewesen wäre. Ob durch Strategie oder Zufall kann ich nicht sagen, aber glücklicherweise waren dann doch Alle zur richtigen Zeit mit dem richtigen Material am richtigen Ort. Am Samstag ging es los mit Frühsport an der Häntzschelstiege, gekoppelt mit mündlichen Kurzkontrollen zur Orientierung an markanten Landschaftspunkten. Das heißt, wir unterhielten uns über die umstehenden Klettergipfel. Anschließend fuhren wir ins Bielatal und ich bekam doch noch die Gelegenheit meine Fachkenntnisse aus dem Elektronikstudium einzubringen: Es ging um die Reihen- oder Parallelschaltung von Fixpunkten.
Als alle Bäume und Felsblöcke korrekt verkabelt waren, ging uns ein Licht auf: Es heißt Ausgleichsverankerung, weil es die Kräfte zwischen Fixpunkten ausgleicht. Wenn doch alles so einfach wäre! Ist es aber nicht. Und deswegen übten wir den ganzen Nachmittag Fixpunkte und Seilgeländer aufzubauen und verwandelten so manches dürre Bäumchen in einen sicheren Standplatz. Ein besonderes Auf und Ab erlebte Jost in der Korbtrage: Ständig wurde er quer durch den Wald geschliffen, damit wir uns mit dem Seilaufbau für ‘Retten schweres Gelände’ vertraut machen konnten. Besonders gut fand ich, dass wir vom Kenntnisstand her, sehr homogene Gruppen bilden konnten, was es ermöglicht den Fokus genauso zulegen, wie er gerade gebraucht wird und außerdem viel mehr Spaß macht beim Üben.
Mit noch zwei Kollegen aus der Bereitschaft Pirna kamen 8 Anwärter*innen auf 4 Ausbilder*innen, ein Betreuungsschlüssel von dem andere Ecken des Bildungssystems nur träumen können.
Am Abend waren unsere Köpfe vollgestopft mit ca. 100 Varianten für die Fixierung eines Seilgeländers, Hinweisen zur praktischen Bedienung einer Totmannsicherung und natürlich dem all-time-classic: Wie mache ich einen gesteckten Mastwurf an der Korbtrage. Aber damit nicht genug. Auf meinen Wunsch hin, packten wir nochmal den gesamten Medizinrucksack aus und schauten uns die Anwendung jedes einzelnen Teils an. Sehr zum Vorteil von zukünftigen Patienten, muss ich sagen (Achso, das Ding kommt in die Nase, nicht in den Mund?). Wir fachsimpelten so lange, bis zu fortgeschrittener Zeit unsere Blutdruck- und Pulswerte einen baldigen Nachtschlaf nahe legten.
Am Sonntag gab es zwei Gruppen. Einige wiederholten und festigten das Gelernte an ähnlichen Stationen wie am Vortag. Für uns anderen ging es nochmal so richtig bergab und zwar beim Höhlentestat in der tiefen Hohle. Als Partylöwe, der gern in Clubs geht, fühlte ich mich dort besonders wohl: Zu viele Menschen auf engem Raum, feuchte Luft und düstere Beleuchtung! Dass Niemand von uns in der Dunkelheit verschollen oder in Felsspalten stecken blieb, konnte direkt im Anschluss durch eine Übung der Höhlenrettung bestätigt werden. Also Ende gut, alles gut. In diesem Sinne möchte ich mich stellvertretend für uns Anwärter*innen bei euch Allen bedanken, die uns diese coolen Tage ermöglicht haben. Wir haben unheimlich vielgelernt, egal ob es unser Erstkontakt war oder schon Vorbereitung für die Prüfung zur Einsatzkraft. Wie immer hat es uns Allen unheimlich viel Spaß gemacht, sodass letztlich eigentlich nur die vorhandene Kuchen und Schokoladenmenge lobend erwähnt werden muss. Mal wieder ein gelungenes Wochenende.
Viele Grüße von Sandra